Heute kommt mal nichts kreatives oder lustiges, heute wird mal ein ernstes Thema angesprochen.
Ich habe gestern Abend beim Surfen auf
dem Blog von mamahoch2 einen Beitrag zum Thema Depressionen gelesen
und finde die Offenheit, mit der das Thema angegangen wird, ganz
wunderbar. Eigentlich wollte ich nur einen Kommentar unter dem
Beitrag hinterlassen und dann bin ich so ins Schreiben gekommen, dass
der Kommentar einfach zu groß war und nicht abgeschickt werden
konnte. Darum möchte ich einfach hier meine Geschichte erzählen:
Ich hatte bei meiner ersten Tochter
"eigentlich" keine Probleme. Das Stillen war zwar
schmerzhaft und zu Beginn sogar blutig, aber mein persönlicher
Ehrgeiz diesbezüglich und der wirklich tolle Ratgeber "Das
Stillbuch" von Hannah Lothrop, hat mich in der schweren
Anfangszeit durchhalten lassen (ich habe gestillt, bis meine Große 1
Jahr und eine Woche alt war). Alles war schön, bis auf den Haushalt,
der sich nach und nach in einen Saustall verwandelte, weil ich
einfach nicht in der Lage war, mein Baby abzulegen und es 5 Minuten
aus den Augen zu lassen. Aber ich habe zum Glück garnicht den Anspruch an mich gestellt, perfekt funktionieren zu müssen. Ich wollte einfach keine Sekunde verpassen von dem
Baby, das ICH gemacht habe. So etwas perfektes, mit so weicher Haut,
so schönen winzigen Fingern und Zehen ... Aber nach einer Weile konnte ich mich dann doch trennen, zumindest wenn sie geschlafen hat, und es ging wieder aufwärts mit
Putzen, Waschen, Kochen. Natürlich durfte ich mir dann von der älteren Generation anhören, dass man das Kind zu sehr verwöhnt und man es auch mal schreien lassen muss und all die schönen Ansichten von früher, aber das war mir egal, weil mein Kind glücklich war und ich auch.
Mein "Problem" war eigentlich das zweite
Kind. Die Geburt war wunderschön, ganz entspannt und wenn ich Leuten
davon erzähle bekomme ich glasige Augen, als würde ich ein
wunderschönes Märchen erzählen. Sobald sie rausgeplumpst ist
(Vierfüßler in der Wanne) habe ich sie unendlich geliebt, obwohl
ich von vielen gefragt wurde, ob man tatsächlich noch ein Kind so
stark lieben kann - JA, MAN KANN!!!. Die Zeit im Krankenhaus habe ich
genossen und habe sogar einen Tag länger da verbracht, weil ich
irgendwie wusste, dass es für lange lange lange Zeit die letzten
ruhigen Tage mit meinem neuen Baby sein würden. Wehmütig über
die kostbaren verstreichenden Stunden, war ich außerdem traurig,
weil meine erste Prinzessin mit 18 Monaten zum ersten mal ohne mich
auskommen und zu Hause, ohne ihre Mama schlafen musste. Ich war auch traurig darüber, dass
ich beim Krankenhausbesuch nicht einfach beide mit gleich viel
Aufmerksamkeit beschenken konnte und irgendwie das Gefühl hatte,
beiden nicht gerecht zu werden. Wenn ich ein Kind auf dem Arm hatte, war das andere "Mutterlos"....
Zu Hause wurde es viel schlimmer. Das
Baby war sehr ruhig und geduldig und das musste es leider auch sein.
Sie wurde ständig in den Kinderwagen oder den Laufstall abgelegt,
sobald die Augen zu waren, oder unter dem Mobile geparkt, wenn sie
wach war. Sie musste in den ersten 2 Wochen schon mehr allein
rumliegen, als meine Große in 3 Monaten. Meine Große wollte aber
schließlich auch Mama-Zeit haben und ich wollte sie ihr natürlich
gerne geben. Ich habe also ständig im Hinterkopf gehabt, dass ich
mein armes Baby vernachlässige und liegen lasse und es emotional
verkrüppelt, weil die wichtigen Stunden der Zweisamkeit einfach
fehlen. Aber ich konnte die Große ja nicht nicht den ganzen Tag
sich selbst überlassen, oder sie vor dem TV abstellen. Außerdem wollte ich die Sache
mit dem Haushalt diesmal auch richtig machen, zumindest so
viel, dass meine Große gefahrlos durch die Wohnung toben konnte. Mit einem Kind konnte man einfach sagen "Heute ist ein toller Tag, um einfach garnichts zu machen", aber wenn da noch ein Zwerg im Haus ist, der essen, angezogen und gewickelt werden möchte, geht das nicht mit dem entspannt zurücklehnen.
Wenn die Kleine dann geweint hat, habe
ich meine Große "ignorieren" müssen um dem schreienden
Baby zu Hilfe zu eilen. Dann habe ich wiederum im Kopf gehabt, dass
meine arme große Prinzessin wegen dem Baby vernachlässigt wird und
bestimmt ganz traurig ist, weil Mama keine Zeit hat und lieber mit
dem Baby rummacht.
Den ganzen Tag habe ich einfach nur ein
seelisches Muttergefühle Ping-Pong gespielt und egal, mit welchem
Kind ich mich beschäftigt habe, das andere war in meinen Augen das
vernachlässigte, ausgestoßene, ungeliebte, ...
Es hat lange gedauert, bis ich mich
mehr oder weniger damit abgefunden habe, dass es einfach
unmöglich ist, beiden Kindern rund um die Uhr die volle
Aufmerksamkeit zu widmen. Genauso musste ich lernen, dass ich auch ab
und zu mal Zeit für mich brauche und es auch nicht schlimm ist, wenn eine oder beide, einen Nachmittag bei der Oma
verbringen.
Trotzdem erwische ich mich ab und zu noch bei dem
Gedanken, eine schlechte Mutter zu sein, weil ich mal schimpfen muss, oder weil ich ein Kind bei
seiner Lieblingsbeschäftigung (Spielküche oder Puzzle) "parke",
um mich mit dem anderen zu beschäftigen, etwas für mich oder
den Haushalt zu machen. Oder, weil morgens der verpönte Fernseher herhalten muss, um die Kinder kurze Zeit zu bändigen, damit ich mich wenigstens fertig machen und anziehen kann.
Ich glaube es wird niemals komplett aufhören mit dem schlechten Gefühl, aber ich hoffe einfach, dass sich das Abschiebeproblem von selbst löst, wenn sie größer werden und zusammen spielen
oder einfach beide das gleiche mit Mama machen können ....
Ich weiß nicht ob das jetzt für
jemanden hilfreich war, aber ich wollte aufzeigen, dass man nicht nur
beim ersten Kind Probleme haben kann. Als Mutter hat man leider nicht
nur den Anspruch der Umwelt zu genügen, sondern auch noch sich
selbst, dem Partner und den Kindern. Für mich persönlich ist das
jeden Tag die größte Herausforderung und wenn ich von ehemaligen
Kollegen gefragt werde, wie es ist, zu Hause zu sein, sage ich nur
„Arbeiten ist ein Witz dagegen!“ Und so ist das auch. Auf der
Arbeit hast du irgendwann Feierabend, als Mutter NIEMALS MEHR und
trotzdem wäre Familie immer die erste Wahl, auch wenn ich die Zeit
zurückdrehen könnte. Jobs kommen und gehen, aber die Liebe zu
deinen Kindern, die Zeit sie aufwachsen zu sehen und das "zurück
geliebt werden" sind jede Arbeit, jede Träne und jede durchwachte
Nacht wert!
Falls das hier jemand liest, würde
mich einfach mal interessieren, wie ihr euch gefühlt habt, so in den
Kampf als Mehrfach-Mami hineingeworfen zu werden. Habt ihr auch
Muttergefühle-Ping-Pong gespielt, oder habt ihr das ganz locker
genommen?
Hi, ich bin durch die Meitlisache auf deinen Blog gestoßen. Und ich finde es schade, dass hier noch kein Kommentar steht, also schreibe ich dir kurz :-) Danke für den langen, ernsten Post! Mir ging/geht es genauso. Ich bin zwar "nur" Einfach- Mami (die Kleine ist fast 3), aber von Anfang an hatte ich diese Gedanken, wenn es darum ging, dass ich einfach mal Zeit für mich brauchte oder körperlich nicht mehr konnte. Erst sehr spät habe ich gemerkt: Es ist für meine Kleine überhaupt nicht schlimm gewesen, sich mal alleine zu beschäftigen!
AntwortenLöschenDanke für deinen Kommentar! Schön zu lesen, dass ich diesbezüglich nicht die einzige Bekloppte bin :-)
LöschenJetzt in der Vorweihnachtszeit, wenn es Dinge zu erledigen gibt, die Kinder nicht sehen sollen *g*, gebe ich die Große regelmäßig zur Oma und sie findet es ganz toll dort wenn sie exklusiv bespaßt wird, Kekse backen darf, mit dem Hund Gassi gehen kann usw. Manchmal ist es beim Abholen sogar ein bisschen traurig, weil sie garnicht mitkommen mag, sondern lieber da bleiben möchte. Aber das zeigt mir ja nur, dass es ihr da gut geht.
Also, "mehr Zeit für Mami" lautet die Devise :-)
Huhu,
AntwortenLöschenich habe deinen Link unter unserem Beitrag gerade erst entdeckt! Sorry!
Du hast es wunderbar geschrieben! Ich habe ja kein 2. Kind! Aber totzdem denke ich heute auch noch oft ich sei keien gute Mutter! So ganz verwunden und überwunden habe ich die ganze Zeit auch noch nicht! Sonst würde man soetwas nicht mehr denken! Aber wir schaffen das!"!!!!!!! GLG Bianca von mamahoch2